… von hier oben kann ich unser Haus sehen!

31 05 2010





…Feierabend

20 03 2010





Eine Schule in Tansania erntet Wind

13 03 2010

Hier ein Auszug eines Artikels über unsere Arbeit hier in Mafinga, der eigentlich für einen anderen Anlass konzipiert wurde. Deshalb diesmal ohne Sarkasmus.

„Ein Großteil der Landbevölkerung in Tansania lebt ohne Strom. Viele wünschen sich aber, Licht zu haben und beispielsweise ein Radio betreiben zu können. Zusammen mit den Handwerkern und den Schülern versuchen wir nun, kleine Windräder zu fertigen und zu verkaufen. Windenergie ist in Tansania ein noch relativ neues Gebiet und nicht so bekannt wie Solarenergie. Dennoch ist sie eine günstige Alternative zur Photovoltaik, die bei guten Windverhältnissen sogar mehr Ertrag erbringt und dadurch hier in der Hochebene großes Potential hat.
Zu diesem Projekt wurden bereits über die Jahre hinweg verschiedene Generatortypen getestet: Kleine Dynamos wurden ebenso ausprobiert wie modifiziere LKW-Lichtmaschinen. Die größten Erfolge hinsichtlich Wirkungsgrad und Nachhaltigkeit lieferte jedoch ein Generator, der komplett selbst hergestellt werden kann. Bis auf die Magneten kommen alle Teile aus Tansania:

Spulen

Der Stator besteht aus zehn gewickelten Spulen (Bild1), die anschließend in Epoxidharz eingegossen werden. Um diese drehen sich zwei Eisenplatten mit jeweils zwölf Magneten (Bild2), welche von drei Repellern mit je 1,20m Länge angetrieben werden (Bild3). Diese rotierende Magnete induzieren schließlich Spannung in die Spulen.

Magnete

Über Gleichrichter und einen modifizierten Solar-Laderegler kann man damit eine oder – je nach Wind – mehrere Autobatterien laden.

Repeller

Im Januar diesen Jahres konnten wir einen wichtigen Erfolg verbuchen: Unser erstes Windrad wurde von einem tansanischen Privathaushalt gekauft! Die größte Herausforderung dabei war es, zur besseren Windnutzung einen zwölf Meter hohen Turm für den Generator zu bauen. Die Materialien dafür waren Holzbretter und

Turmgestell

Baumstämme. Nach kurzer Planung und viel Schweiß nahm der Turm (Bild4) schließlich Gestalt an. Auf diesen wurde anschließend mit Seilen und der Unterstützung einiger starker Hände der Generator (Bild 5) gehievt. Das fertige Windrad produziert nun 6 Ampère Ladestrom für eine 12V-Batterie, aus der dann Strom für Licht und Radio entnommen werden kann.

Auf diesen Erfolg wurde sehr lange hingearbeitet. Denn nicht immer wird ein Projekt sofort so angenommen und verwirklicht, wie man es sich vorgestellt hat. Nur durch unsere Vorgänger, die mit viel Motivation und Geduld diese Projektidee entwickelt und den Weg zum ersten Verkauf bereitet haben, war es möglich, ein von Tansaniern gefertigtes Windrad zu verkaufen. Auch wir

fertiger Generator

waren mit Schwierigkeiten konfrontiert, die bei der Kooperation mit der Schulleitung und mit unseren Mitarbeitern aufgetaucht sind. Das Sterben einer Kuh beispielsweise hat so weite Kreise gezogen, dass der Workshop für über eine Woche geschlossen wurde. Oft sind solche Probleme schwer nachzuvollziehen. Aber es sind genau die Momente, in denen wir einen Einblick in die Kultur und Lebensweise in Tansania erhalten.

Nach diesem ersten Erfolg bleibt die ganze Sache natürlich nicht auf sich beruhen. Per Schiff wird im April eine größere Bestellung von Magneten geliefert, die für den Bau von 20 weiteren Generatoren ausreicht. Das Geld hat die Schule durch das verkaufte Windrad erwirtschaftet. Bis April ist es aber noch eine Weile hin und diese Frist wird genutzt, um die restlichen Bauteile zu fertigen. So sind in kürzester Zeit weitere Windräder verkaufsbereit – denn an Bestellungen mangelt es hier im windigen Hochland wirklich nicht!“

Die größte Herausforderung dabei war es, zur besseren Windnutzung einen zwölf Meter hohen Turm für den Generator zu bauen. Die Materialien dafür waren Holzbretter und Baumstämme. Nach kurzer Planung und viel Schweiß nahm der Turm schließlich Gestalt an (Bild 4).

Auf diesen wurde anschließend mit Seilen und der Unterstützung einiger starker Hände der Generator (Bild 5) gehievt.





Weiße Weihnacht? Weißer Sandstrand!

23 02 2010

Nach langer Sommerpause melde ich mich nun wieder zurück aus Tansania. Viel ist passiert und noch mehr hab ich vergessen. Ein Ereignis hat sich allerdings hartnäckig in meiner Erinnerung gehalten: Hier kommt ein kleiner Bericht eines nicht ganz so traditionellen Weihnachten – es mag für manche schon weit in der Vergangenheit liegen, aber erinnert man sich nicht gerne an diese muggelige Zeit zurück?

Gefeiert wurde auf Sansibar. Robert, ich und die anderen DTP-Freiwilligen haben durch unsere sansibarischen Kontakte das Gastfamilienhaus eines Freiwilligen in der Nähe Stonetowns (der Altstadt Sansibars) organisiert bekommen. Es war schön, geräumig und schwül. Für Robert und mich, die wir Mafingas Eiseskälte von manchmal nur 20°C gewöhnt sind, war es wie ein Gang vom Kühlschrank in den Backofen. (Bei dieser Metapher sei auch erwähnt, dass wir zwei in Mafinga zur Freude Aller fleißig Plätzchen gebacken haben!)

erster Programmpunkt an Heilig Abend: Essen beim Chef.

Nachdem wir uns die Bäuche bei diesem sansibarischen Festmahl regelrecht vollgepfercht hatten ging es zur Wichtelbescherung zurück in unser Haus. Für die Traditionsbewussten stand anschließend noch der Weihnachtsgottesdienst auf dem Plan – wenn diese Weihnacht eh schon so anders ist als all die Jahr zuvor, so sollte wenigstens dieser Programmpunkt Bestand haben.

An Weihnachten im Meer zu baden ist so absurd wie Perlentauchen im Bodensee – verrückter, aber durchaus passender Vergleich.

Die Tage darauf hatten wir zwei chinesische VW-Bus-Plagiate gemietet. Wir waren mobil! Unserem schmerzhaften Autoentzug wurde also endlich ein Abbruch getan – wir konnten uns nach so langer Zeit wieder des Autofahrens frönen! Was übrigens kein Problem war bei Linksverkehr, dem Fahrstil unserer Mitmenschen und Straßen, die zuletzt von Sultan Sultanine zu Kolonialzeiten ausgebessert wurden. Wir hatten wirklich aufregende und spaßige Fahrten. Dazu kam noch die überall präsente Korruption, die für meist unschöne Turbulenzen während unserer sorgenlosen Erkundungstouren sorgte. Bei uns Weißen wurde regelrecht nach Fehlern gesucht – seien sie auch noch so klein – damit die netten Herren der Verkehrspolizei sich etwas Bestechungsgeld abzwacken können. Ein Klassiker war, unser Nummernschild habe die falsche Farbe. Es war gelb, wie die Nummernschilder aller anderen Autos auch. Es scheint mir deshalb ein echt großes Vergehen gewesen zu sein, für das ich mich heute noch schäme.

Mit einem geschickt geführten Gespräch und einem überschwenglichen Lob an die unglaublich große und korruptionslose Sicherheit, die uns diese Beamten garantieren, kann man sich meist aus der Affäre ziehen. Diesen Schritt kann man natürlich umgehen, indem man tief in die Korruptionskasse greift. Diese Kasse ist aber auch dafür da, sollte der Beamte nicht ganz so redselig sein. Die Konversation endet dann aber nicht mit dem Satz: „Dieses böse Falsche-Farbe-am-Nummernschild-Vergehen kostet dich XXX TSH.“ – Nein, man beendet das Gespräch mit der Frage „Wie viel bist du bereit zu zahlen?“
Nach der Geldübergabe ist man dann offiziell Freund des Gesetzes und wird sofort durchgeschleust. Tansanier zahlen meist in wöchentlichen Raten, so sind sie Freund des Gesetzes auf Zeit. Praktisches System.

Eine Begegnung mit der Polizei war aber einfach nur absurd: Wir waren zwei Personen zu viel im Auto (tansanischer Standard ist 10-20 Leute über der zugelassenen Passagiersanzahl). Tobi, ein anderer Freiwilliger, und ich steigen aus, laufen an der Poliziekontrolle vorbei und steigen dahinter wieder ein. Auf der Rückfahrt werden wir angehalten. Wir, ein bisschen bammel, wollen die Korruptionskasse nicht schon wieder knacken. Das Fenster wird heruntergekurbelt. Mist, geht nicht, chinesisches Plagiat. Also steigt man aus und fängt ein Gespräch an. Wir waren auf alles gefasst, aber nicht auf das: Man dankt uns, dass man so clever war und sich durch die Kontrolle durchgemogelt hat. So musste die Polizei uns nicht bestrafen. Was unglaubliches Glück für den Beamten! Der Polizist war anscheinend mit der Situation zufrieden und ging glücklichen Lächelns von dannen. Wir, noch etwas veriwrrt, hievten langsam den Schaltknüppel in den ersten Gang und fuhren los, ehe er es sich anders überlegen konnte.

Eine Szene wie aus einem sehr gelungenen Stimmungsfilm – „Road Busters“ oder sowas wär ein guter Name 🙂

Leider hatte unser Autovermieter seriöse Geldprobleme, sodass wir nur abgefahrene Reifen zur Verfügung bekommen haben. Aus diesem Grund und vielleicht auch wegen unseres Fahrmanövers sind innerhalb von zehn Tagen fünf Reifen geradezu zerborsten.

Dieser Reifen hat am 31.12.2009 um 23.30 den Geist aufgegeben. Dank unseren mittlerweile sehr erprobten fachmännischen Handgriffen haben wir es aber gerade noch pünktlich um 23.58 zu unserer Standsilvesterfeier gepackt! Yay!

Ein Wagenheber war gottseidank immer im Gepäck. Nur wenn man diesen auf schiefer Straße platziert, braucht man ein ganzes Volk, das gegenhält, sonst fällt das ganze Konstrukt um und der Wagenheber bohrt sich schön in den Innenraum.

Der aufmerksame Leser sieht bei Robert (ganz hinten) die Anstrengung förmlich ins Gesicht geschrieben 🙂

Trotz allen Pannen und spannenden Korruptionsbegegnungen ist die Suche nach schönen Stränden und Sehenswürdigkeiten nie zu kurz gekommen.

Hier ein kleines Strandbildchen. Aufdass es eure verschneiten Herzen wärme!

Nach diesem mehr als entspannenden Weihnachtsurlaub gings dann ab zu unserem Zwischenseminar nach Bagamoyo, wo wieder etwas das Hirn angestrengt wurde. Man hat viel aus dem Seminar mitgenommen und neuen Schwung für das zweite Halbjahr und die Arbeit bekommen. Und um diese Arbeit geht’s im nächsten Post.





Es ist ein Ros‘ entsprungen

18 12 2009

Spätestens jetzt wird auch der letzte Bewohner dieses Erdballs bemerkt haben, dass Weihnachten vor der Tür steht. Hier im beschaulichen Mafinga wird es zwar nicht ganz so laut von den Dächern geschrien wie daheim im (wie man munkelt) mittlerweile weißen Schwabenland, trotz alledem bereitet man sich auch bei uns auf das große Fest vor. So gibt es in einigen Läden nun blinkende Weihnachtsbäume aus Plastik und es befindet sich Kitsch der krassesten Sorte im Sortiment.

Uns hat das Weihnachtsfieber ebenfalls gepackt und es wurde ganz nach alter Manier und natürlich ohne Plastik ein Adventskranz in größten Stil gezimmert. Dafür war uns kein Weg zu weit und wir haben Tage und Nächte nach dem perfekten Grün gefahndet – schließlich soll es ja nicht irgendein Adventskranz sein! Erschöpft von der langen Suche mussten wir jedoch feststellen: Es gibt hier absolut keine Tannen oder tannenähnliche Gebilde. Aber das gabs ja damals im kleinen Bethlehem auch nicht. Schließlich haben wir einen absolut adäquaten Ersatz gefunden: einen alten, gebrechlich erscheindenden Busch, der wahrscheinlich noch die Kolonialzeit mitbekommen hat. Leider haart unser kleiner, stacheliger Freund extremst. Aber wer will’s ihm verübeln bei seinem Alter?

leicht zu übersehen, aber dennoch ein wichtiges Accessoire im Bild: mein unschlagbares Käsebrot!

Ganz stolz über unsere neue Errungenschaft wurde erstmal der Kamin angezündet und prächtig gesungen. Unser Lärm hat schließlich ein paar Freunde angelockt, die mit uns die – auf die Schnelle beigebrachten – Weihnachtslieder fröhlich mitträllerten. Seit diesem Vorfall kommt unerklärlicherweise Nachbars Hund nicht mehr zu Besuch.

Die vierte Kerze wird morgen in Flammen stehen – das bedeutet, auch die Adventszeit ist bald vorbei. Dann heißt es für uns: Sachen packen und ab nach Sansibar. Aber davor muss noch einiges an Arbeit getan werden!

Bis dahin, bleibt sauber.





unser Babu

10 12 2009

Was haben wir die letzten drei Wochen gemacht? Gearbeitet. Zwar in tansanischem Tempo, aber Ergebnisse sind sichtbar.

Wir hatten hier einen dreiwöchigen Aufenthalt eines Senior Experten von anderer Orga. Er kam, sein Projekt fertigzustellen – ein 2008 angefangenes Lichtmaschinenwindrad. Schade nur, dass es für die Zukunft der Schule wenig Bedeutung hat: Es ist viel zu teuer und 80% des Produkts kommt aus Deutschland – Nachhaltigkeit adé. Aber wir hoffen, dass es in puncto Prestige die Pferde vorantreibt, denn es ist nett anzuschau’n und geht gut als Ausstellungsstück durch. Aber Vernissage hin oder her. Wir würden es im Moment lieber verkauft sehen, da unser Chef in finanziellen Bereichen nicht grad die Weisheit gepachtet hat und deshalb die Schule auf  Grund läuft. Nicht einmal Geld für Magnete für das eigentlich wichtigere Windradmodell stehen bereit. Dabei hat die Schule großes Potential; in Abstellkammern verrotten gute Materialien. Da aber diese in näherer Zukunft wenig Anwendung finden werden, würde eine solide Verkaufssumme schon helfen.

und das ist erst die eine Hälfte des Bergs

Zurück zum Senior: Er, von den Leuten hier ersichtlicherweise „Babu“ (Opa) genannt, war zwar lange Jahre in Ausland, dennoch konnte er seine deutschen Wurzeln nicht verbergen. Denn unser Babu ist ein Verfechter deutscher Arbeitsmoral. Da kann beim Kontakt mit tansanischen Mitarbeitern schon mal der Hahn krähen. Aber alles in allem hielt es sich in Grenzen und wir kamen auch wunderbar klar mit ihm. Ist auch ein netter Kerle. Und schließlich hat am Ende seines Aufenthalts die Schule nun ein LiMa-Windrad im Garten stehen.

Windrad mit netter Kulisse. Und der Hintergrund ist auch schön. 😉

Es kommt natürlich auch auf die inneren Werte an – hier ein pseudotechnisches Foto

Nach getaner Arbeit gings dann für unseren Senior auch schon wieder heim. Und jetzt? Jetzt arbeiten wir weiter an unsrem Magnetenmodell. Quellen berichten, dass in den nächsten Tagen ein interessierter, eventueller Käufer vorbeischaut, um sich das Komplettpaket einmal anzuschauen. Ein fertiges Windrad ist da durchaus von Nutzen, und deshalb werden gerade Überstunden gepresst:

Hier entsteht gerade ein äußerst potenter Repeller aus Pinienholz.

Also allmählich kommt der Bob(o) in Fahrt. Aber es sei gesagt, dass die Bahn unsere Vorgänger bereitet haben.

Und jetzt gönnen wir uns erst mal ein kuhhaufengroßes Omelette. Prost!

J





Geburtstag? Aber Hallo!

18 11 2009

Da Roberts Rundmail mit dem Titel „Keine Arbeit im Oktober“ (der einige Adressaten mehr hatte, als gewünscht)  für Furore in unserer tansanischen Orga gesorgt hat, hier ein erklärender Bericht meinerseits.

In den drei letzten Wochen des zehnten Monats gab es ein kolossales Problem. Es war kein Material vorhanden; die Werkstatt der Schule war geschlossen – die Schüler bezahlten ihre School Fees fürs fachgerechte Rumasseln. Wie die treuen Leser meines Blogs sicherlich noch wissen, wurde diese Zeit für Haus und Hof investiert. Omas Kartoffeln sind nun auch dem tansanischen Boden verschrieben und gedeihen prächtig. Das spürt man selbst durch die Erde hindurch.

Doch durch unsere überragenden Überredungskünste und einer uns endlos erscheinenden Liste mit fehlenden Materialien konnten wir unseren Chef dazu bringen, uns mit nach Dar es Salaam (Hauptstadt) zu nehmen um

  1. Die Materialien einzukaufen, die es hier in Mafinga wahrlich nicht gibt.
  2. Einen Senior Experten abzuholen, der hier eine Zeit lang ein Projekt mit uns durchführen wird.

Wunderbar, geschäftlich nach Dar. Mit Bänderriss koi Problem.

Ein kurze Erklärung zu Dar: Es ist die Hauptstadt – was nicht heißt, dass es Einkaufsstraßen, Cafés oder anderen europäischen Kram gibt. Zum Henker nein. Ein riesen Markt, bei dem man sich durchfragen muss, ist der einzige Ort, um Einkäufe zu machen.

Robert und ich teilen uns auf. Ich treffe auf einen alten fußlahmen Mann, der mitkommt und mir gleich die ganze Stadt zeigt. Es war daher eine recht gemütliche Angelegenheit – zumal wir zusammen mehrere Kilometer gelaufen sind. Ein zufällig vorbeigefahrener Inder, der von 1967 bis 1977 für die Nazis gearbeitet hat, hat uns zurückgefahren. Gespräch:  „Nein, in Wirklichkeit ist Hitler nach dem Krieg nicht gestorben, er ist nach Tansania geflogen und hat dort ein schönes Farmleben geführt. Gelandet sind die Nazis auf einem Fußballplatz!“  Notiz an mich: Ich sollte die Rubrik „weekly shit“ einführen.

Wunderbar war auch, dass ich meinen Geburtstag in der Großstadt feiern konnte. Um eine Orientierung über das Dar-Nachtleben zu bekommen, haben wir die Haushälterin der Freiwilligen in Dar gefragt, die uns prompt zu Orten schickte, die in „American Gangster“ als Kulisse durchgehen könnten.

Platz eins hat für mich der „Maisha-Club“ bekommen. Sofort nach Anhalten unseres TukTuks (dreirädriger Roller – herrliches Gefährt) standen rechts und links zwei entsprechend gekleidete Frauen. Wir, gerade nicht so Lust auf diese Gesellschaft, wollten weiterfahren. Der Fahrer aber stieg aus, um das Spektakel von außen anzuschauen und sich den Arsch abzulachen. Naja, ehrlichgesagt, auch ich hatte meinen Spaß, da ich eine sichere Ecke erwischt hatte und Robert der Wellenbrecher war. Dieser hatte selbst zwanzig Minuten nach dem Vorfall immernoch Schüttelkrämpfe und den überwältigenden Drang, seine Hände zu waschen.

Den Tag darauf verbrachten wir – was auch sonst? – am Strand. So muss man Geburtstage feiern. Und die Materialien sind nun auch unter Dach und Fach. Es kann also losgelegt werden!

zufriedenes Geburtstagskind mit bewährter T-Shirt-Kopfbedeckung „Araber“ am Strand





Wo gehobelt wird…

1 11 2009

… da fallen Späne.

Auszug aus der Tansanischen Allgemeinen Zeitung (TAZ), 2.11.09

 

Bänderriss

 

Diagnose? Bänderzerrung/-riss. (Foto: Roberto)


 

Nach einem bitterlichen Sturz während eines hochkarätigen Kicks muss nun Armbrustero mit der Nummer zwei wegen einer Bänderruptur für diese Saison seine Fußballkarriere auf Eis legen. Kenner sprechen von einem Disaster.

Was der weltbekannte Fußballverein SV Mafinga wohl ohne seinen Lokalmatador Armbrustero – besser bekannt als „die Mauer“ – in der Abwehr macht?
Man weiß es nicht. Eingeweihte munkeln allerdings, dass ein gewisser Roberto Ridsdillo Armbrusteros Erfolgsserie weiterführen und sich deshalb die nun heiß umkämpfte Nummer 2 ergattern will.

Es besteht jedoch kein Grund zur Sorge: Armbrustero befindet sich bereits auf dem Weg der Besserung. Mangels Krankenhaus hat er sich das Tapen via Fernstudium selbst beigebracht und ihm ist nun das Laufen durch einen fachmännischen Tapeverband wieder ermöglicht.

Selbstverständlich halten wir Sie diesbezüglich auf dem Laufenden. (tpa)

 

… da fallen Späne.





Werder-Weihnachts-Tupper-Hochzeit

28 10 2009

Verspätet und doch tansanisch rechtzeitig präsentiere ich euch nun die Hochzeit vorvergenener Woche.

Die Reise ging erneut nach Mbeya (siehe Picasso-Karte für weitere geographische Informationen). Wir zwei fuhren voraus, während die anderen Gäste aus Mafinga tags darauf mit dem hiesigen Fahrschulauto gen Westen fuhren. Leider haben sie vergessen, das bergpaviangroße Werbeschild vom Dach abzumontieren, was den Luftwiderstand verdoppelt und die Spritkosten verdreifacht hat. Angekommen sind sie trotzdem am Samstag Mittag und haben uns in der Stadt abgeholt.

Ab zum Haus des Bräutigams, Blaskapelle spielt bereits. Es gibt für uns hungrige Landsmänner wunderbar Essen. Reis war dabei, allerdings ohne Bazillusbeilage. Schade eigentlich, wir hatten mächtig Spaß beim letzten Mal.
Anschließend: Kirche. Da christliche Hochzeit, war die Predigt und die Tradition von unserer nicht sehr verschieden. Aber manche Unterschiede fand man doch. Es gab zum Beispiel von Seiten der Gäste aus spontane Tanzeinlagen. Gern auch während einer Ansprache von Herrn Pfarrer: Schnell wird aus der Bank gehuscht, man dreht eine Runde und setzt sich wieder auf seinen Platz. Bei Müdigkeitserscheinungen eine Sofortmaßnahme, die hilft.

P1000669Man kann hier keine Anzüge kaufen – man lässt sie schneidern.

Wieder im Haus: Nochmals Essen, anschließend Warten auf die After-Show-Party abends. Hier gab es doch Einiges, das anders läuft als bei uns. zwei Beispiele hier:

– Der Tisch beim Essen wird selbst mitgebracht. Hat man keinen körperintegrierten Kessel, isst man nach altem Brauch auf dem Schoß. Fleisch wird gern mit der Hand gegessen. Für mich als angehenden Mediziner eine halbe Praxislernstunde.
Für Robert war’s nicht ganz das Wahre; bei Blut, Gelenken und Sehnen sieht er schnell schwarz. Deshalb lebt er hier den Vegetarier aus. Dazu hat er sich entschlossen, kurz nachdem ich ihm die Dreads abgeschnitten habe. Einen Augenblick zu spät, wie ich finde ;).

– Es wird erstaunlich wenig geredet. Ein Pantomime auf Beerdigung hat gesprächigere Momente. Und das, zumal wir mehrere Stunden in dem Haus auf das anschließende Fest gewartet haben, das das Ehepaar in einem Saal in der Stadt vorbereitet hat. Ein eigenartiges Phänomen, denn bei uns daheim fliegen uns die Löffel weg bei so einem Familienereignis. Selbst der Bruder des Bräutigams, der nach vier Jahren Studium in Indien das erste Mal wieder daheim war, zählte stumm die Fliegen an der Decke.
Ein Großteil der Gäste hat seinen Blick an den Fernseher geheftet, in dem sich vierzig Jahre jüngere Amerikanerinnen im Cocktailglas räkeln. Ein Kulturschock, der Seinesgleichen sucht.

-Die Familie  bekommt vom Bräutigam als Entschädigung für den Verlust ihrer Tochter Güter oder Geschenke. Angehende Ehemänner mit einem Einkommen von 100.000 TSH/Monat (50€) zahlen für ihre Frau nicht selten mehr als zwei Jahresgehälter. Ein ganz schön großer Haufen Holz, wie wir finden. Schade nur, dass Robert nun wieder kurze Haare hat …

Schließlich gings ab in die Halle. Was in der Kirche mit grün-weiß begann, wurde hier rigoros fortgesetzt: Die ganze Deko im Saal war in diesen Farben gehalten, selbst der Kuchen.

P1000761Man könnte es mit einem WerderBremen-Fanfest verwechseln. Oder mit einer Vorweihnachtsparty. Oder einer Tupperparty.

P1000764ein unsererseits bekanntes Bild: eine Braut, die – so hat es den Anschein – gerade lieber woanders wäre.

Es gab recht wenig Programmpunkte während des Fests; stattdessen führte uns ein Entertainer mit enthustiastischer Stimmer durch den Abend. Das Kuchenanschneiden war der Höhepunkt des Programms, was man durch große Ankündigungen alle fünf Minuten nur schwerlich verpassen konnte. Danach gab es wieder Essen und Freibier, bevor die ersten Gäste schon wieder gegangen sind.

Die Braut heißt übrigens „Witness“; kein ungewähnlicher Name: uns sind auch schon „Friendships“ und „Loveness“ begegnet.

P1000780 Essen: ein running-gag

Am nächsten Tag auf dem Heimweg saßen wir im Dala auf glühenden Kohlen, da wir den allerletzten Anschlussbus nach Hause nicht verpassen durften. Das Dalla hat jedoch noch gemütlich seine Kreise gezogen, um mit dem allseits beliebten Hup-Lockruf Gäste einzufangen. So mussten wir unsere Ungeduld irgendwie begraben. Während Robert sich ausmalte, wie das übervolle Dalla ohne Sicherheitsgurts wohl im ADAC-Crashtest aussähe, versuchte ich, Schlaf zu pressen.
Nach einigen Stunden Stehen und Lehnen gegen andere Fahrgäste kamen wir dann nachts wieder im trauten Heim an.

Bleibt sauber! Und lasst euch keinen Mann andrehen ;).





…und Projekt „Schwein“?

15 10 2009

Unser vor einiger Zeit gestartetes Projekt „Huhn“ musste nach einer Laufzeit von nur zwei Wochen durch ein bisher ungelöstes Zusammenspiel unglücklicher Zufälle bitterlich abgebrochen werden: Ein größeres Ungetüm hat unseren stolzen Besitz geradezu zerfetzt und anschließend verschlungen. Und das obwohl die drei Tiere in sicherer Unterkunft nächtigten. Bilder hierzu will ich weder euch noch meinem Geldbeutel zumuten. Wir stellten Nachforschungen an und Kenner meinen, der Bissstruktur zufolge muss es sich mindestens um einen Löwen der Gattung 5 oder um einen Werwolf handeln. Auch einem Pandabären wäre dieses Verbrechen zuzumuten. Wir sahen unsere Bauernkarriere schon am Boden zerschellt.

Doch nachdem böse Zungen behaupteten, dass sich Projekt „Schwein“ nach diesem wirklich tragischen Vorfall in Wohlgefallen aufgelöst hätte, packte uns erneut der Wahn und wir starteten einen neuen, gewagteren Versuch, unserer Bauernbestimmung zu folgen.

Keine Anstrengung war uns zu groß und kein Weg zu weit, um die Kritiker ein für allemal zu bekehren. Unter der sengenden afrikanischen Hitze errichteten wir eine Schweineresidenz (jeder andere Begriff wäre Untertreibung) und machten uns anschließend auf die weite Reise, angemessene Bewohner ausfindig zu machen. Tage und Nächte suchten wir und wurden schließlich fündig. Wir verliebten uns sofort in die zwei kleinen Geschöpfe (ich darf sagen: Prachtexemplare!) und brachten sie sicher via Luxus-Jutesacktransport nach Hause…

Bilanz: Seit einigen Tagen sind wir stolze Besitzer zweier [schwäb] Suggel. Männchen und Weibchen. Vermehrung ist!

P1000651

hier gut zu erkennen: die königliche Papstmütze des Schweins –  eine Insignie, die nur prächtigen Ferkeln vorbehalten ist.

P1000810

Dieser kleine Racker befindet sich unter meiner Obhut, ich gab ihm den eingängigen Namen ‚Borsti‘.

P1000821

Und diese Stupsnase rechts im Bild hat nach Roberts Willen den Namen ‚Kartoffel‘ bekommen – mit dem Ziel, dass das Schwein die Beilage am Stichtag selbst mitbringt.


In diesem Sinne: Genießt euer nächstes Wurstbrot mit königlichem Respekt!